Berufsbezogene ESF-BA-Sprachförderung für Arbeitslose mit Migrationshintergrund: Zielgruppenerreichung und Verbleib nach Maßnahmeende
Die Situation von Personen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungs- und Stellenmarkt zeigt, dass diese nach wie vor wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, in der Regel ein geringeres Einkommen und eine geringere berufliche Stellung als Deutsche haben. Neben den teilweise fehlenden (oder nicht anerkannten) formalen Qualifikationsabschlüssen bei Migranten werden in der öffentlichen Diskussion besonders mangelnde Sprachkenntnisse in Deutsch als Hinderungsgründe für eine gelungene Arbeitsmarktintegration genannt. Es gibt daher je nach Problemlage und Zielgruppe unterschiedliche Förderangebote der Kommunen, der Länder und des Bundes. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bietet seit September 2004 Arbeitslosen mit Migrationshintergrund dreimonatige berufsbezogene Deutschsprachkurse an, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt werden (ESF-BA-Sprachkurse). In dem Beitrag zur Evaluation des neuen Förderansatzes werden die Teilnehmerheterogenität und die regionale Heterogenität der Umsetzung betrachtet. Den Schwerpunkt bildet dabei die Analyse der Zielgruppe der Maßnahme, die sich im Gegensatz zu den früheren SGB-III-Sprachkursen an alle Personengruppen mit Migrationshintergrund richtet. Anschließend stellt die Begleitforschung Ergebnisse zur Wirkung der Maßnahme vor, hier bezogen auf den Verbleib nach Maßnahmeende für den Zeitraum 2004 bis 2006, ergänzt um geschlechtsspezifische Auswertungen. Die Befunde der Verbleibsanalysen beziehen sich dabei auf den aktuellen Rand der Daten (September 2007). In multivariaten Analysen (für Westdeutschland) wird der Einfluss relevanter Merkmale auf die Beschäftigungschance nach sechs bzw. zwölf Monaten nach Maßnahmeaustritt analysiert. Datengrundlage der Untersuchung sind die Prozessdaten der BA auf Individualebene. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Eingliederung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bzw. der Abgang aus der Arbeitslosigkeit nach Maßnahmeende immer noch relativ wenigen Arbeitslosen gelingt. Der Anstieg der Eingliederungsquote auf ein Drittel und der Rückgang der Verbleibsquote in Arbeitslosigkeit auf rund 40 Prozent der Teilnehmer im Jahr 2006 in Vergleich zu 2004, kann mit der generellen konjunkturellen Erholung auf dem Arbeitsmarkt erklärt werden. Die Auswertungen weisen jedoch auch darauf hin, dass sich immer mehr Maßnahmeteilnehmer, v. a. Migrantinnen, entweder vollständig vom Arbeitsmarkt zurückziehen oder in die Selbständigkeit wechseln. Die Studie bestätigt bisherige empirische Befunde zu ungleichen Chancen bestimmter Zielgruppen. So haben z. B. Frauen, Langzeitarbeitslose, Türken und Ältere eine deutlich geringere Chance auf Beschäftigung nach Maßnahmeende. Eine abgeschlossene Berufsausbildung hat überraschenderweise nur einen schwach positiven Einfluss auf die Beschäftigungschancen. Dies deutet darauf hin, dass weniger der formale Berufsabschluss als vielmehr die berufliche Erfahrung für einstellende Arbeitgeber ausschlaggebend sein könnte.