Der Einfluß sozio-kultureller Faktoren auf die Geschäftsbeziehungen mit Wirtschaftsorganisationen der VR China - eine Befragung kleiner und mittlerer Industrieunternehmen

Die vorliegende Untersuchung ist nicht nur informativ, sondern auch ein "Dienst an der eigenen Sache": Der Autor entwickelt nämlich die These, daß viele Schwierigkeiten im China-Geschäft daher rühren, daß bei den deutschen Unternehmen zu wenig Wissen über Strukturen und Prozesse in chinesischen Wirtschaftsorganisationen vorhanden ist. Dieses Defizit werde dann häufig dadurch verdeckt, daß erlebte Probleme durch andere Schein-ursachen erklärt werden: An prominenter Stelle rangiert hier der Begriff der "Kultur", auf den immer wieder undifferenziert Bezug genommen wird, wenn in die chinesische black box geblickt werden soll. Dieses Wissensdefizit zu beheben, ist eine Aufgabe der regional orientierten Forschung und Lehre in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wie jüngst von der deutschen Fachpresse ausführlich berichtet wurde, scheinen jedoch die deutschen Unternehmen Ab-solventen dieser neuen Studiengänge nur zögernd zu akzeptieren und setzen weiterhin auf das "Learning by Doing" der Absolventen "klassischer" Studiengänge wie Betriebs-wirtschaftslehre. Herrn Gengs Untersuchung - eine Diplomarbeit, die eben im Rahmen ei-nes regional orientierten Studienganges erstellt worden ist - zeigt sehr deutlich, daß die-ses "Learning by Doing" nicht notwendig zu jenem Wissensstand führt, der für intensive und effektive Wirtschaftsbeziehungen mit China erforderlich ist. Defizite wie die Un-kenntnis über den Wandel von Unternehmensorganisationen, innerchinesischem Recht, Entscheidungsprozesse in Wirtschaftsverwaltungen usw. führen unter Umständen zu Fehlverhalten und Fehlentscheidungen. Im Zuge des "Learning by Doing" werden dann Erklärungen generiert, die letzten Endes subjektives Wissen darstellen und als solches in der "community" des deutschen China-Geschäfts verbreitet werden. Doch dieses subjekti-ve Wissen spiegelt nicht immer objektive Wirklichkeit wider. Die vorliegende Arbeit ist also auch als ein Versuch zu verstehen, Kommunikation zwi-schen Wissenschaft und Praxis herzustellen. Die große Komplexität des