Die sozio-ökonomische Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisation der Arbeitnehmerschaft für eine freiheitliche und soziale Gesellschaft: gestern und heute
Der Verfasser beschreibt zunächst die Lebenslage der Arbeitnehmer, die Arbeitsmarktform, die Arbeitsmarktverfassung, die Lage auf den Arbeitsmärkten und die Unternehmensverfassung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als wesentliche Entstehungs- und Existenzbedingungen der Gewerkschaften. Er beschreibt dann die Lebenslage der Arbeitnehmer, die Form, Verfassung und Lage der Arbeitsmärkte und die Unternehmensverfassung der Gegenwart und überprüft, ob die Unterschiede zwischen der Situation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Situation in der Gegenwart so wesentlich sind, dass auf die Gewerkschaften oder auf bestimmte der von ihnen übernommenen oder ihnen übertragenen Funktionen auf den Arbeitsmärkten verzichtet werden kann, ohne dass Wohlfahrtsverluste für die Arbeitnehmer und die Gesamtgesellschaft eintreten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die aus der Sicht der abhängig Beschäftigten sehr positive Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im Laufe des 20. Jahrhunderts kein Argument für eine Einschränkung der Funktionen der Gewerkschaften ist. Denn ohne die Gewerkschaften würde die Problematik monopsonistischer und oligopsonistischer Marktformen wieder entstehen. Die nach wie vor prinzipiell existierende anomale Angebotsreaktion würde ohne die Festlegung von Tariflöhnen als Sperrklinke gegen ein Absinken des Lohnniveaus die Lebenslage der abhängig Beschäftigten beeinträchtigen. Auch die für den Ordnungstyp ?Marktwirtschaft? charakteristische Betriebs- und Unternehmensverfassung ist in ihrem Wesen nicht verändert und lässt das gewerkschaftliche Gegengewicht verteilungspolitisch und zur Wahrung der Arbeitnehmerinteressen in den Betrieben sinnvoll erscheinen. Ohne die Gewerkschaften könnte der soziale Friede in der Gesellschaft gefährdet werden. Die Gewerkschaften stellen Organisationen dar, die die Stellung der Arbeitnehmer auf den Arbeitsmärkten und in den Betrieben erheblich verbessert haben. Sie haben als Vertreter von Arbeitnehmerinteressen im politischen Raum auch die sozialstaatliche Entwicklung der Arbeitnehmerschutz- und der Sozialgesetzgebung in beachtlichem Umfang beeinflusst. Den Gewerkschaften kommt in der gegenwärtigen Phase des Umbaues des Sozialstaates ganz besonderes Gewicht zu. Wer, wenn nicht die Gewerkschaften, sollte die Aufgabe erfüllen, darauf zu achten, dass die Anpassungslasten der Sozialstaatsreformen nicht einseitig den Arbeitnehmern und ihren Familien aufgebürdet werden?
Year of publication: |
2005
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---|---|
Authors: | Lampert, Heinz |
Publisher: |
Augsburg : Universität Augsburg, Institut für Volkswirtschaftslehre |
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freely available
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