Gewinninflation: Realität oder Fata Morgana? : die Rolle der Gewinnentwicklung für die aktuelle deutsche Inflation

- Seit dem starken Anstieg der Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2021 wird weltweit diskutiert, welchen Anteil erhöhte Unternehmensgewinne an dem Teuerungsschub gehabt haben. - Profite sind dann als preistreibend zu bewerten, wenn die Stückgewinne über einen längeren Zeitraum mit einer höheren Rate steigen als das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank - parallel zu der Beobachtung, dass Lohnstückkosten dann preistreibend sind, wenn diese im Trend mit einer höheren Rate als das Inflationsziel wachsen. - Bei einem starken Anstieg der Preise importierter Vorleistungen folgt daraus, dass bereits konstante Gewinnmargen preistreibende Stückgewinne bedeuten können. - Für Deutschland ist seit dem Frühjahr 2022 zu beobachten, dass die Stückgewinne gesamtwirtschaftlich einen deutlichen Beitrag zur Preissteigerung jenseits des Inflationsziels gehabt haben. Dabei sind die Stückgewinne früher -und schneller angestiegen als die Lohnstückkosten, sodass man von einer gewinninduzierten Inflation sprechen kann. - Preistreibende Gewinne sind allerdings in Deutschland nur in einem Teil der Wirtschaftsbereiche zu beobachten: Vor allem in den Wirtschaftsbereichen "Baugewerbe", "Produzierendes Gewerbe ohne Bau- und Verarbeitendes Gewerbe" sowie "Handel, Verkehr und Gastgewerbe". Im Bereich "Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei" war ein starker Gewinnanstieg im Jahr 2022 zu beobachten, der sich 2023 allerdings zurückgebildet hat. - Leider lässt die Datenlage nicht zu, abschließend zu bestimmen, was genau Ursache der gestiegenen Stückgewinne war. Der Schwerpunkt der Gewinnanstiege in Bereichen ohne Produktionsausweitung lässt darauf schließen, dass eine Überschussnachfrage keine plausible Erklärung für den preistreibenden Anstieg der Stückgewinne gewesen sein kann.