Internet - Plattformen - Regulierung : Koordination von Märkten und Kuratierung von Sozialität
Ulrich Dolata
Die führenden Internetkonzerne sind mit ihren weitläufig vernetzten Plattformen im Laufe der 2010er Jahre zu den entscheidenden Akteuren der Gestaltung und regulati- ven Einfassung des Internets geworden. Der Aufsatz geht der Frage nach, über welche Ansatzpunkte und Mechanismen sie ihre Rolle als strukturbildende, regelsetzende und handlungskoordinierende Kernakteure im heutigen Web ausfüllen. Im Zentrum stehen dabei zwei wesentliche Regelungsbereiche: zum einen die privatwirtschaftliche Orga- nisierung und Regulierung von Märkten, auf denen sie als Plattformbetreiber selbst die Marktprozesse koordinieren und die Wettbewerbsbedingungen festlegen, und zum anderen die technisch vermittelte Strukturierung und Kuratierung sozialer Verhält- nisse und sozialen Verhaltens, durch die die Plattformbetreiber sehr weitreichende so- ziale Ordnungs- und Regulierungsfunktionen übernehmen und die institutionellen Grundlagen für eine privatwirtschaftlich verfasste Gesellschaftlichkeit im Web schaf- fen. Die wenigen großen Plattformen, die heute weite Teile des privaten und öffentli- chen Lebens im Internet ermöglichen und prägen, lassen sich - so die These des Auf- satzes - als ausdifferenzierte gesellschaftliche Strukturen mit distinkter institutioneller Basis fassen, die die Plattformbetreiber über eigene Regeln, Regulierungen und Koor- dinationsgremien maßgeblich prägen und kontrollieren - bis hin zur Übernahme quasihoheitlicher Aufgaben durch die Unternehmen, die bis dahin staatlichen Instanzen vor- behalten waren und sich demokratischer Legitimation und Kontrolle bislang weitge- hend entziehen können.