UNBOSS! On paradox, passion, and power in decentralized work

In der vorliegenden Dissertation wird ein Managementtrend untersucht, der die Abschaffung autoritativer Hierarchien in Unternehmen propagiert. Der Fokus der Arbeit liegt auf Paradoxien, Leidenschaft und Macht in dezentralen Organisationen. Es wird aufgezeigt, wie Diskurse und Alltagspraktiken in widersprüchlichen affektiven Kontrollmechanismen zusammenspielen. Ausgehend von einer diskursiven Untersuchung, die auf der Analyse von qualitativen Interviews, beobachtenden Eventbesuchen und der Auswertung praxisorientierter Managementliteratur basiert, mündet die Arbeit in einer praxiographischen Feldstudie, in der die praktische Adaption der diskursiven Ansprüche diskutiert wird. Dem Managementtrend und seinen machtpolitischen Implikationen auf gesellschaftlicher, organisationaler und relationaler Ebene folgt eine dreiteilige Analyse. Zunächst nimmt die Arbeit eine Anatomie des Diskurses vor. Es werden vier Artikulationen, deren unterschiedliche Signifikationsstrategien und privilegierte Subjektpositionen theoretisch aufgearbeitet. Um die breitere gesellschaftliche Relevanz dieser Artikulationen zu beurteilen, werden in dieser Studie deren Produktion, Zirkulation und Rezeption vor dem Hintergrund des soziologischen Rahmens vom <<(neuen) Geist des Kapitalismus>> analysiert. Im zweiten Teil der Analyse wird eine psychoanalytisch inspirierte diskursive Anamnese überschwänglicher Versprechen hinsichtlich eines hierarchielosen Wunderlandes vorgenommen. Anhand dieser Analyse wird veranschaulicht, wie diese exzessiven Visionen drei unbewusste Phantasien hervorrufen. Zudem wird die Entwicklung ungleicher Machtverhältnisse beschrieben, wenn sich Menschen zu leidenschaftlich in diese Projektionen einer idealen Zukunft involvieren. Der dritte Teil der Analyse umfasst eine praxiographische Feldstudie einer flachen Organisation und ihrer alltäglichen Beziehungspraktiken. Die Auswertung weist auf eine mehrdeutige Affektivität hin, die die