Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 2006 : Beurteilung der Wirtschaftslage
durch folgende Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e.V., Berlin ...
Am 19. Oktober 2006 stellten die sechs Wirtschaftsforschungsinstitute in Berlin ihr Herbstgutachten der Presse vor. Ihrer Ansicht nach wird sich die Expansion der Weltwirtschaft im Prognosezeitraum etwas abschwächen, aber im längerfristigen Vergleich kräftig bleiben. Insgesamt wird das reale Bruttoinlandsprodukt der Welt - in der Abgrenzung der Gemeinschaftsdiagnose - im Jahr 2006 um 3,7% und im Jahr 2007 um 3,1% zunehmen. Der Welthandel expandiert in diesem Jahr um 8,5% und im Jahr 2007 um reichlich 7%. Im Euroraum wird das reale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2007 um 2,1% zunehmen, nach 2,6% in diesem Jahr.Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat sich in diesem Jahr erheblich verstärkt. Bei weiterhin kräftig steigenden Exporten wird er zunehmend von der Inlandsnachfrage getragen. Angesichts der anhaltend kräftigen Expansion der Weltwirtwirtschaft wird die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen in diesem Jahr um 10% steigen. Die weiter verbesserten Absatz- und Ertragserwartungen der Unternehmen und die gestiegene Kapazitätsauslastung führen zu einer Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen um knapp 7%. Die Bauinvestitionen steigen nach einem zehn Jahre währenden Rückgang zum ersten Mal wieder. Der private Konsum erholt sich nur zögerlich, allerdings wird er im zweiten Halbjahr durch Vorzieheffekte angeregt werden. Das reale Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um 2,3% steigen, arbeitstäglich bereinigt sogar um 2,5%. Das ist die zweithöchste Wachstumsrate während der vergangenen zehn Jahre. Damit ist die Kapazitätsauslastung so deutlich gestiegen, dass die Unternehmen verstärkt Arbeitskräfte nachfragen. Die Zahl der Erwerbstätigen, vor allem auch die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt spürbar zu, und die Arbeitslosenquote geht im Jahresdurchschnitt um etwa 3/4 Prozentpunkt auf 10,4% zurück.Die Ausgangslage für das kommende Jahr ist damit günstig, und es spricht vieles dafür, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Allerdings schwenkt die Finanzpolitik auf einen merklich restriktiven Kurs ein. Per saldo dürfte die strukturelle Defizitquote durch finanzpolitische Maßnahmen im Jahr 2007 um 0,9 Prozentpunkte reduziert werden. Vor diesem Hintergrund besteht erhebliche Unsicherheit darüber, ob der Aufschwung schon so weit gefestigt ist, dass die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung auch im kommenden Jahr steigt. Die Unsicherheit resultiert auch daraus, dass es unterschiedliche Einschätzungen darüber gibt, in welcher Phase des Konjunkturzyklus sich die deutsche Wirtschaft gegenwärtig befindet.
Year of publication: |
2006
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Institutions: | Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute (contributor) ; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (contributor) ; Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv (contributor) ; Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (contributor) ; Institut für Weltwirtschaft (contributor) ; Institut für Wirtschaftsforschung Halle (contributor) ; Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (contributor) |
Published in: |
Ifo-Schnelldienst. - München : Ifo-Inst. für Wirtschaftsforschung, ISSN 0018-974X, ZDB-ID 218518-0. - Vol. 59.2006, 20, p. 3-54
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Subject: | Internationale Konjunktur | International business cycle | Frühindikator | Leading indicator | Welt | World | Konjunktur | Business cycle | Wirtschaftslage | Macroeconomic performance | Deutschland | Germany | 2006 |
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