Divide et impera: Totalitärer Staat und humanitäre Hilfe in Nordkorea
Können humanitäre Organisationen ihren Auftrag, unparteilich und neutral Hilfe zu leisten, in dem totalitären Handlungsumfeld Nordkoreas erfüllen? Die empirische Analyse der Arbeitsbedingungen von Hilfsorganisationen, die in Nordkorea Lebensmittelhilfe im weitesten Sinne leisten, führt zu dem Ergebnis, dass die Hilfe die Bedürftigsten nicht erreicht. Wesentliche Ursache dafür ist die schwache Verhandlungsposition der Hilfsorganisationen, die durch deren fehlende Koordinierung zusätzlich geschwächt wird. Folglich fällt es dem nordkoreanischen Staat leicht, die Hilfe nicht nach humanitären Prinzipien sondern gemäß seiner Logik totalitärer Staatsführung zu verteilen. Die Hilfsorganisationen, die in Nordkorea tätig sind, müssen zwangsläufig eine Gratwanderung zwischen Kompromiss und Kompromittierung vollbringen. Richtige oder falsche Entscheidungen gibt es in diesen Fällen nicht. Allerdings zeigt der Beitrag, daß die humanitären Hilfsorganisationen bei ihrer Tätigkeit immer auch den politischen Kontext zur Kenntnis nehmen müssen, auch wenn der politische Auftrag als solcher apolitisch ist.