Ein alternativer Indikator der deutschen Geldpolitik, Untersuchung im Rahmen eines strukturellen VAR-Modells

Als Indikator der Geldpolitik der Bundesbank wird üblicherweise der Geldmarkttagessatz verwendet. Dies steht jedoch weder in Einklang mit den institutionellen Gegebenheiten in Deutschland, noch wird auf diese Weise das Identifikationsproblem gelöst, da sowohl angebots- als auch nachfrageseitige Störungen den Tagesgeldsatz beeinflussen. Der vorliegende Beitrag bezieht die Wertpapierpensionsgeschäfte als wichtigstes Instrument der Bundesbank in die Modellierung ein. Es ensteht ein nicht-rekursives, strukturelles VAR-Modell, dessen Impuls-Antwort-Funktionen zeigen, dass die Standard-Modellierung die Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen unterschätzt. Mittels Prognosefehler-Varianzzerlegung kann gezeigt werden, dass der Tagesgeldsatz tatsächlich in nicht unerheblichem Maß von nachfrageseitigen Störungen beeinflusst ist. Dagegen erfasst der hier entwickelte Indikator autonome geldpolitische Aktionen der Zentralbank. Die Ergebnisse sind tendenziell auf das Eurosystem übertragbar, da auch die Europäische Zentralbank den größten Teil der Liquidität über Hauptrefinanzierungsgeschäfte zur Verfügung stellt.