Festgefahren? Der Automobilpakt im 21. Jahrhundert
Die sich gegenwärtig in den modernen Gesellschaften abzeichnenden Umbruchprozesse werden in den Sozialwissenschaften aus sehr verschiedenen Perspektiven beschrieben, so etwa als Paradigmenkrise, als Krise der organisierten Moderne, als Krise des industrialisierten Sozialstaates oder als Verfall sozialen Kapitals. In diesen unterschiedlich fokussierten Krisenanalysen wird immer wieder auf einen Trend aufmerksam gemacht, der im Hinblick auf das Wanken der sozialen Welt von besonderem Interesse ist, nämlich die Auflösung traditioneller sozialer Beziehungsgeflechte und die Erosion jahrzehntealter gesellschaftlicher Konsense. Einer der traditionsreichsten und mächtigsten gesamtgesellschaftlichen Konsense, der Automobilpakt, scheint von diesem Trend bislang nicht berührt zu sein. Dieser Pakt zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Krisenresistenz aus, sondern es ist auch davon auszugehen, daß er bis weit hinein in die zweite Dekade des 21. Jahrhunderts stabil bleiben wird. Durch eine nähere Betrachtung der sozio-kulturellen Reichweite und der sozio-technischen Spielräume des Automobilpaktes wird verständlich, worin dessen Stabilität gründet. Bei einer solchen Betrachtung wird auch ein Phänomen erkennbar, das nicht nur für den hier diskutierten Konsens, sondern möglicherweise auch darüber hinaus für ein tieferes Verständnis der angelaufenen sozialen Umbruchprozesse von Bedeutung sein konnte. Dieses Phänomen ließe sich vielleicht am besten als stagnierende Innovation beziehungsweise innovative Stagnation oder kurz als Stagnovation bezeichnen.
Year of publication: |
1996
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Authors: | Canzler, Weert ; Marz, Lutz |
Institutions: | Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) |
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