Human Capital and Optimal Policy under Risk and Credit Constraints
Die vorliegende Dissertation besteht aus fünf unabhängigen Forschungspapieren über optimale Steuer- und Bildungspolitik, welche ich während meines Promotionsstudiums an der Universität Konstanz erstellt habe. Private Versicherungen gegen Einkommensrisiko können aufgrund von moral hazard und adverser Selektion nicht perfekt funktionieren. Die frühere Literatur zeigt, dass private Bildungsinvestitionen von einem nicht versicherbaren Einkommensrisiko verzerrt werden. Wir zeigen in unserem Papier, dass eine soziale Versicherung durch eine redistributive Lohnbesteuerung bereitgestellt werden kann. Unter der optimalen Lohnsteuer muss der marginale Wohlfahrtsgewinn aus der Versicherung die marginalen Effizienzkosten der Verzerrung des Arbeitsangebotes ausgleichen. Bildungssubventionen haben hingegen keinen direkten Versicherungseffekt. Sie werden dann nur verwendet, um die Verzerrung des Arbeitsangebotes durch die Lohnsteuer zu reduzieren. Bildungssubventionen erhöhen die Bildungsinvestition und damit den effektiven Lohnsatz. Aus diesem Grund steigt das Arbeitsangebot und die Verzerrung des Arbeitsangebots nimmt ab. Außerdem internalisieren Bildungssubventionen einen externen fiskalischen Effekt, der im Zusammenhang mit der Lohnsteuer aus ineffizienten Bildungsinvestitionen der Individuen resultiert. In Kapitel 2 wird die Analyse aus Kapitel 1 erweitert, indem die Regierung zusätzlich auch Kapitaleinkommen besteuern kann. Eine Kapitalsteuer ist eine indirekte Bildungssubvention, da sie die Opportunitätskosten der Bildungsinvestitionen reduziert. Folglich hat Kapitalbesteuerung analog zu Bildungssubventionen einen positiven Effekt auf das Arbeitsangebot. Außerdem reduziert eine Kapitaleinkommensteuer das Einkommen aus Ersparnis, was durch intertemporale Substitutions- und Vermögenseffekte zu einem höherem Arbeitsangebot führt. Wir zeigen, dass sowohl Bildungssubventionen als auch Kapitalbesteuerung als Katalysator für die Sozialversicherung von Bedeutung sind, weil beide die Steuerverzerrung durch eine Erhöhung des Arbeitsangebotes reduzieren können. Je effektiver die beiden Instrumente das Arbeitsangebot stabilisieren und je geringer die Verzerrung der Bildungsentscheidung bzw. der Ersparnisbildung, desto höher sind die optimalen Sätze. Wir betrachten in Kapitel 3 die Fragestellung, ob im Vergleich zu einem herkömmlichen Eaton und Rosen (1980b) Modell eine progressive Lohnsteuer in Form einer norwegischen Zweistufensteuer in Verbindung mit Bildungssubventionen eine bessere Sozialversicherung hervorrufen kann. Wir zeigen, dass ausgehend von einer proportionalen Lohnsteuer die Einführung einer progressiven Lohnsteuer und die Rückzahlung der zusätzlichen Steuereinnahmen in Form von Bildungssubventionen die Wohlfahrt erhöhen können, solange die (potenziellen) Effizienzkosten der progressiven Besteuerung den Wohlfahrtsgewinn aus einer besseren Versicherung nicht übersteigen. Kapitel 4 analysiert die optimale Steuerpolitik bei Kreditrestriktionen für Bildungsinvestitionen. Humankapital kann aufgrund von moral hazard und adverser Selektion schlecht verpfändet werden. Deshalb sind Kredite für Bildungsinvestitionen normalerweise beschränkt. Bei bindenden Kreditrestriktionen können Individuen nur ein suboptimal niedriges Bildungsniveau erreichen. In einem Zweiperiodenmodell mit Kreditrestriktionen zeigen wir, dass eine redistributive Lohnsteuer optimal ist. Eine redistributive Lohnsteuer verteilt Ressourcen von späteren zu früheren und kreditbeschränkten Lebensperioden um. Dadurch werden die Kreditrestriktionen teilweise aufgehoben, was zu einer höheren Bildungsinvestition und einem höheren Konsum während der Bildungszeit führt. Der Trade-off zwischen Umverteilung und Effizienz wird verbessert, weil die redistributive Lohnsteuer die Verzerrungen der Kreditrestriktionen reduziert. Kapitel 5 endogenisiert als Erweiterung der Analyse im Kapitel 4 die Kreditrestriktionen. Kreditrestriktionen resultieren aus beschränkten Möglichkeiten für Kreditnehmer, sich zur Kreditrückzahlung zu verpflichten. Auf einem Kreditmarkt mit perfekter Konkurrenz werden die Kreditrestriktionen durch eine Anreizkompatibilitätsbedingung bestimmt: der Kreditnehmer darf sich durch Nicht-Rückzahlung nicht besser stellen als durch Rückzahlung des Kredits. Numerische Beispiele zeigen, dass eine redistributive Lohnsteuer die Kreditrestriktionen verstärkt. Der optimale Lohnsteuersatz ist niedriger, wenn die Wirkungen der Lohnsteuer auf die Kreditrestriktionen berücksichtigt werden.