Raum, Welt, Wirtschaft: Andreas Predöhl – eine deutsche Wissenschaftlerkarriere
Die Karriere von Andreas Predöhl ist typisch für viele prominente deutsche Wissenschaftler der Nachkriegszeit, die zuvor während der Herrschaft des Nationalsozialismus diesem Regime gedient hatten. Von 1934 bis 1945 war Predöhl Direktor des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, von 1949 bis 1960 Ordentlicher Professor in Kiel und Münster und von 1964 bis 1969 der erste Präsident des Deutschen Übersee-Instituts, des heutigen GIGA. Diese Arbeit liefert eine ausführliche kritische Bewertung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus, aber auch seines wissenschaftlichen Beitrages, der vor allem in Untersuchungen zu folgenden Themen besteht: a) zur Entwicklungstheorie, b) zur Theorie der raumbildenden Standortfaktoren vor dem Hintergrund der internationalen Diskussion über die weltwirtschaftlichen Raumstrukturen und c) zu neuen Wachstumskernen in der Weltwirtschaft und zum Spannungsverhältnis zwischen nationalstaatlichen Interessen und Steuerungsmöglichkeiten in der Globalisierung. Die Arbeiten von Predöhl liefern Anknüpfungspunkte für die heutige Forschung zu diesen Themen und damit wichtige Ansätze zum Verständnis der Dynamik einer sich zentrisch entwickelnden Weltwirtschaft. Seine aktive Verstrickung in das Terrorregime des Nationalsozialismus weist aber auch darauf hin, dass der Wissenschaft als Element politischer Praxis eine wichtige Verantwortung zukommt.