Auf der Suche nach dem "Turbo-Arbeitsmarkt" : Zwischenbericht an die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum Projekt "Restrukturierung des Arbeitsmarktes. Disaggregierte Längsschnittanalysen mit der IAB-Beschäftigtenstichprobe"
Marcel Erlinghagen; Matthias Knuth
Beim Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft ist mit Veränderungen auch auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen. Eine Reihe von Autoren geht davon aus, dass diese Veränderungen zusammen mit Globalisierung, verschärfter Konkurrenz und kürzeren Innovationszyklen die Betriebe zu einer größeren extern-numerischen Flexibilisierung veranlassen würden. In Folge dessen müsse die Stabilität der Beschäftigung sinken, die Mobilität der Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt müsse zunehmen ("Turbo-Arbeitsmarkt"), und das Risiko der Arbeitslosigkeit werde verallgemeinert. Der Beitrag überprüft diese Annahme mit Hilfe einfacher deskriptiver Verfahren auf Basis der Verlaufsdaten der IAB-Beschäftigtenstichprobe für den westdeutschen Arbeitsmarkt der Jahre 1976 bis 1995. Es zeigt sich, dass von einer allgemeinen Zunahme der Arbeitsmarktdynamik keine Re- de sein kann. Die Arbeitsmarktmobilität, gemessen an den Ein- und Austrittsraten in und aus Beschäftigung, stagniert seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts bzw. zeigt sogar eine leicht abnehmende Tendenz. Die Stabilität von Beschäftigungsverhältnissen nimmt im Zeitverlauf nicht ab, sondern zu; darüber hinaus wird weder Arbeitslosigkeit mehr und mehr zum "Normalfall" in Erwerbsverläufen von Arbeitnehmern, noch werden Wechsel der beruflichen Tätigkeit häufiger. Diese generellen Befunde gelten im wesentlich auch bei einer Disaggregation nach Geschlecht, Qualifikationsniveau und Betriebsgröße.