Unsicherheit in Zeiten gesellschaftlicher Transformation : zur Entwicklung und Dynamik von Sorgen in der Bevölkerung in Deutschland
Jörg Dittmann
Der folgende Beitrag untersucht für Deutschland, wie sich Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung im letzten Vierteljahrhundert verändert haben. Der Fokus liegt dabei auf drei Bereichen, die im Kontext von Transformationsprozessen besonders häufig diskutiert werden: Krieg und Kriminalität, Arbeit und Wirtschaft sowie Umwelt. Die Analysen auf Basis der Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass die Unsicherheitsgefühle in der Bevölkerung keineswegs kontinuierlich zunehmen, wie es im Zusammenhang mit Transformationsprozessen oftmals behauptet wird. Die Auswertungen zeigen für Deutschland einen deutlichen Rückgang der Sorgen um Kriminalität (1997-2007) und Umwelt (1990-2005). Der beobachtete Anstieg der persönlichen Besorgnisse um die eigene wirtschaftliche Situation und die Arbeitsplatzsicherheit in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts ist nicht unerheblich vor dem Hintergrund der negativen Effekte, die von Langzeit- bzw. häufig auftretenden Sorgen auf andere zentrale Bereiche des subjektiven Wohlbefindens ausgehen, wie dies am Beispiel der allgemeinen Lebenszufriedenheit verdeutlicht wird. Die Auswertungen auf der Individualebene zeigen eine erstaunliche Stabilität im Sorgenniveau der Befragten. Bezogen auf die untersuchten sechs Sorgenbereiche und über einen Zeitraum von 12 Jahren betrachtet, besitzen 63 Prozent der Befragten das gleiche Sorgenniveau, das sie 12 Monate zuvor angaben.