Vernetzung von betrieblichen Interessenvertretungen entlang der Stoffströme: Alternativen zu dezentralisierten, den einzelnen Betrieb betreffenden Formen der Interessenvertretung
Die Vernetzung betrieblicher Interessenvertretungen entlang der Stoffströme bzw. der Wertschöpfungsketten wird sozial und ökologisch begründet. Während die Bildung netzwerkartiger Unternehmensstrukturen mit einer engen Bindung von Zuliefer- und Abnehmerbetrieben an ein dominierendes Unternehmen zum Auseinanderdriften der Arbeitsstandards führt und die Zahl interessenvertretungsfreier Betriebe erhöht, sollen die Beschäftigten aktiv zur Reduktion von Umweltbelastungen entlang der Stoffströme beitragen. Modellprojekte zeigen, daß eine Vernetzung in ökologischer Hinsicht möglich, aber nicht voraussetzungslos ist. Diese Bedingungen decken sich weitgehend mit den Überlegungen zu einer neuen betriebsübergreifenden Mitbestimmungs- und Gewerkschaftspolitik. Um mit diesen neuen Politikformen ein Mindestmaß sozialer Standards zu sichern, muß infolge des Wandels des industriellen Produktionsregimes mit seinen dezentralisierten Arbeitsformen und der aufgrund des gesellschaftlichen Wandels individualisierten ArbeitnehmerInnen diesen und den betrieblichen Interessenvertretungen mehr zugetraut werden. Die traditionelle Stell vertreterpolitik der Gewerkschaften ist um betriebliche und individuelle Aspekte zu erweitern. Notwendig hierfür ist eine andere innergewerkschaftliche Kommunikations- und Beteiligungskultur. Damit wird auch die These bekräftigt, daß die Legitimation der Gewerkschaften gegenüber ihren Mitgliedern und den Betriebsräten nicht allein aus der Sicherstellung einheitlicher materieller Arbeitsstandards entlang der Ketten resultieren muß, sondern sich auch aus der Schaffung eines inhaltlichen und prozeduralen Rahmens inklusive entsprechender Bildungs- und Beratungsangebote zur Bewältigung der konkreten Probleme am Arbeitsplatz durch die Beschäftigten ergeben kann. Die Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen müßten dafür ihre bisherige Branchenverhaftung überwinden lernen und sich auf eine Weiterentwicklung des Betriebsverfassungsgesetzes auf gesetzlicher und tariflicher Basis verständigen. Der Ort, die Reformrichtung zu verabreden, könnte im Bündnis für Arbeit liegen.
Year of publication: |
1999
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Authors: | Brandl, Sebstian ; Lawatsch, Ulli |
Publisher: |
Berlin : Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) |
Subject: | Betriebsrat | Gewerkschaftsorganisation | Netzwerk | Stoffstrom-Management | Deutschland |
Saved in:
Series: | WZB Discussion Paper ; P 99-505 |
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Type of publication: | Book / Working Paper |
Type of publication (narrower categories): | Working Paper |
Language: | German |
Other identifiers: | hdl:10419/50276 [Handle] RePEc:zbw:wzbeco:P99505 [RePEc] |
Source: |
Persistent link: https://www.econbiz.de/10010306717