Kapital- und Opportunitätskosten sind Maße für die Verzinsung, die eine Investition mindestens erwirtschaften muß, um vorteilhaft zu sein. Die Opportunitätskosten sind anzusetzen, wenn der Investor das Projekt durch eigene Mittel finanziert, die er alternativ am Kapitalmarkt anlegen könnte. Die erwartete Rendite dieser Alternativanlage entspricht dann der kritischen Mindestverzinsung. Ein anderer Kalkül ergibt sich aus der Überlegung, daß der Investor die künftigen Projektzahlungen am Kapitalmarkt veräußern könnte. In diesem Fall ist die von den externen Kapitalgebern geforderte erwartete Verzinsung relevant, die man als Kapitalkosten bezeichnet.
Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt bei Sicherheit stimmen Kapital- und Opportunitätskosten überein, weil dann sowohl die Kapitalbeschaffung als auch die Geldanlage zum einheitlichen Marktzinssatz der sicheren Anlage- und Verschuldung erfolgen. Wir zeigen am Beispiel des Capital Asset Pricing Model, daß diese Übereinstimmung bei Unsicherheit selbst auf einem vollkommenen Kapitalmarkt nicht mehr gegeben ist: Kapital- und Opportunitätskosten stimmen dann im allgemeinen nicht mehr überein. Daraus folgt, daß zur Bestimmung des Marktwertes eines Investitionsprojekts ein anderer Marktgleichgewichtszinssatz zu verwenden ist als derjenige, der in einem Renditevergleich der erwarteten Rendite des Projekts gegenübergestellt werden muß.