Langfristige Rohstoffsicherung in der Supply Chain Biogas : Status Quo und Potenziale vertraglicher Zusammenarbeit
Karol Granoszewski und Achim Spiller
Im Zuge des Ausbaus der Biogaserzeugung steigt die Nachfrage nach landwirtschaftlicher Biomasse. Besonders die vermehrt auf den Biogasmarkt tretenden außerlandwirtschaftlichen Biogasbetreiber stehen vor der Herausforderung, ihren Substratbedarf abzusichern. Eine Analyse der Struktur und Entwicklungen entlang der Supply Chain Biogas verdeutlicht die Notwendigkeit zur vertraglichen Zusammenarbeit als Form der koordinierten Rohstoffbeschaffung. Da Biomasseabnehmer i. d. R. nur über wenige Erfahrungen mit Landwirten als Vertragspartnern verfügen, wurden sowohl deren generelle vertragliche Einstellungen als auch deren spezielle Präferenzen hinsichtlich konkreter Inhalte von Biomasselieferverträgen analysiert. Eine Befragung von 209 landwirtschaftlichen Betriebsleitern gibt über beides Aufschluss. Landwirte beurteilen vertragliche Kooperationen infolge differenzierter Freiheits- und Risikopräferenz unterschiedlich. Vertragslieferanten zeichnen sich durch eine geringe Freiheitspräferenz, hohe Risikoaversion und vertikale Orientierung aus. Hinsichtlich der Vertragsinhalte favorisieren sie überwiegend kurzfristige Verträge mit marktorientierter Preisanpassung. Für potenzielle Biomasseerzeuger sind neben einem hohen Preisniveau ferner die landwirtschaftliche und regionale Orientierung des Abnehmers bei Vertragsüberlegungen relevant. Es werden sowohl theoretische Implikationen als auch Empfehlungen hinsichtlich der Akquise von Biomasselieferanten und der Ausgestaltung von Vertragsangeboten gegeben. -- Supply Chain Management ; Vertikale Koordination ; Vertragsgestaltung ; Bioenergie ; Biogas