Staatsbürgerschaft und Integration
In den letzten zehn Jahren haben sich etwa 300.000 Personen in Österreich einbürgern lassen. In Anbetracht der Tatsache, dass eine Einbürgerung unter anderem mit hohen finanziellen und administrativen Aufwänden verbunden ist, stellen sich die folgenden Fragen: Warum lassen sich Personen einbürgern? Wer lässt sich einbürgern und wer nicht? Und welche Auswirkungen hat der Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft? Die Dissertation untersucht diese Fragen um die Bedeutung der Staatsbürgerschaft für den Integrationsprozess von MigrantInnen mit einem besonderen Fokus auf die ökonomischen Implikationen einer Einbürgerung genauer zu beleuchten.
Die österreichischen Einbürgerungsregelungen gehören zu den restriktivsten in ganz Europa, was sich unter anderem durch vergleichsweise lange Wartefristen, hohe Kosten sowie dem prinzipiellen Verbot von Mehrfachstaatsangehörigkeit ausdrückt. Aufgrund der starken Zuwanderung nach Österreich waren die Einbürgerungszahlen jedoch relativ hoch in den vergangenen Jahrzehnten. Erst die Verschärfungen dieser Einbürgerungsregelungen in den Jahren 2006 und 2009 führten zu einem starken Rückgang der Einbürgerungszahlen in Österreich.
Eine Befragung von eingebürgerten ÖsterreicherInnen und EinbürgerungsantragstellerInnen zeigt, dass sich die Einbürgerungsmotive entlang von zwei Dimensionen bewegen, einer pragmatischen und einer emotionalen Dimension. Erstens wollen sich Personen einbürgern lassen, weil eine Einbürgerung rechtliche Vorteile bringt. Dazu gehört ein verbesserter Arbeitsmarktzugang aber auch allgemeine Erleichterungen beim Reisen sowie eine Verringerung des administrativen Aufwands mit dem ausländische Staatsangehörige in Österreich konfrontiert sind. Zweitens wird eine Einbürgerung aus emotionalen Beweggründen gewünscht. Die emotionalen Einbürgerungsmotive sind durch ein Gerechtigkeitsdenken geprägt, welches sehr stark der Bleibeentscheidung in Österreich zusammenhängt. Zusätzlich sind hierbei eine in Österreich lebende Familie und eine Identifikation mit Österreich von Bedeutung.
Auf Basis der Mikrozensuserhebung von 2008 zeigt sich, dass Personen mit einem höheren sozio-ökonomischen Status – vor allem eine höhere Bildung – eher eingebürgert sind. Eingebürgerte sind nicht von geringerer Arbeitslosigkeit betroffen als ausländische Staatsangehörige, sie sind aber eher als Angestellte als als ArbeiterInnen tätig. Die Wohnungssituation von Eingebürgerten ist signifikant besser als die von ausländischen Staatsangehörigen.
Year of publication: |
2010
|
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Authors: | Reichel, David |
Subject: | Soziale Gruppen | Wirtschaftliche Faktoren | Ethnische Beziehungen | Staat und Bürger | Staat und einzelne Gruppierungen | Ausländerrecht, Asylrecht | Soziale Stratifikation, soziale Mobilität |
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