Seit Jahrzehnten ist der Lebensmitteleinzelhandel von einem Strukturwandel hin zu weniger und größeren Geschäften gekennzeichnet. Gerade in kleineren Orten ländlicher Räume bestehen daher Probleme, die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs in fußläufiger Entfernung, das heißt die Nahversorgung, sicherzustellen. Um die bestehenden Herausforderungen hinreichend zu analysieren und Lösungen zu entwickeln, müssen die aktuellen Trends der Nahversorgung untersucht und mit Blick auf ihre potentiellen Wirkungen auf ländliche Räume eingeschätzt werden. Vor diesem Hintergrund wertet das vorliegende Working Paper aktuelle Studien und die wissenschaftliche Literatur mit besonderem Fokus auf den Lebensmitteleinzelhandel und den Onlinehandel aus. Im Ergebnis zeigt sich die Verfestigung seit langem anhaltender Trends sowie das Aufkeimen neuer Trends, deren Beständigkeit noch abzuwarten ist. Anhaltende Trends sind der sich intensivierende Wettbewerbsdruck, der in den letzten Jahren weniger über den Preis als über Auswahl und Qualität ausgeübt wird, die Marktkonzentration weniger großer Ketten im Lebensmitteleinzelhandel sowie der Ersatz kleinerer Märkte durch größere, um eine hinreichende Auswahl für die sich ausdifferenzierende Nachfrage bereitstellen zu können. Zudem wird das Einkaufen angesichts zunehmender Zeitknappheit eher als Last empfunden, was zu seltenerem Einkauf, mehr Kopplung von Einkäufen und Wegen sowie Rückgängen beim Marktanteil sehr großflächiger und daher unübersichtlicher Formate führt. Damit ist nach wie vor die Konzentration auf das Auto als Verkehrsmittel zumindest in ländlichen Räumen verbunden. Dabei steigt die Automobilität gerade auch bei den Senioren an und die Notwendigkeit einer fußläufigen Erreichbarkeit von Angeboten verringert sich dadurch. Eine neuere Entwicklung ist demgegenüber, dass die Zahl der Lebensmittelgeschäfte zwar noch schrumpft, dass dieser Rückgang aber im Vergleich zur zweiten Hälfte der 2000er Jahre deutlich an Intensität verloren hat. Des Weiteren weisen Verbraucherbefragungen darauf hin, dass sich die für Deutschland typische hohe Preissensibilität etwas reduziert hat und sich die Verbraucher zunehmend an der Warenqualität orientieren. In der Folge gleichen sich Supermärkte und Discounter hinsichtlich Warenangebot und Ladengestaltung zunehmend an, wodurch Potentiale für neue Formate, wie Online-Handel, mobile Versorger und Kleinflächenkonzepte, entstehen könnten. In Bezug auf den Online-Handel mit Lebensmitteln zeigt sich jedoch, dass die Lieferkosten gerade in ländlichen Räumen hoch, aber die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher gering ist, sodass sich das starke Wachstum bisher auf die Verdichtungsräume konzentriert und das Potential des Online-Handels beschränkt sein dürfte. Auch neuere Modelle, in denen Bürger die Versorgung auf der letzten Meile im Zuge der sogenannten Mitmachlogistik übernehmen, dürfte vermutlich für bestimmte urbane Milieus interessant sein, insgesamt aber wie zumindest momentan der Online-Handel eher auf eine Nische im Lebensmitteleinzelhandel beschränkt bleiben, sodass keine schnelle Lösung von Nahversorgungsprobleme in ländlichen Räumen absehbar ist.