Zum Verhältnis von gesetzlicher und vertraglich vereinbarter Mitbestimmung
Der vorliegende Beitrag untersucht anhand verschiedener empirischer Belege auf Unternehmens-, Volkswirtschafts- und EU-Ebene das neoliberale Argument, demzufolge eine gesetzlich verordnete Mitbestimmung als wohlfahrtsverschlechternde Einschränkung wirtschaftlicher Handlungsmöglichkeiten von Akteuren (wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer) zu betrachten ist, da etwaige wohlfahrtsverbessernde Kooperationsmöglichkeiten über vertraglich vereinbarte Mitbestimmung ohnehin über den Marktprozess wahrgenommen würden, vorausgesetzt, sie bestünden überhaupt in der Realität. Demgegenüber zeigt die theoretische Reflexion der präsentierten Fallbeispiele, dass freiwillige Vereinbarungen auf Unternehmensebene in aller Regel einer gesetzlichen Grundlage bedürfen, welche zunächst einmal die wechselseitige Respektierung der Vertragsparteien sicherstellt und damit einen dauerhaften gesetzlichen Rahmen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit - vor allem zwischen Unternehmensleitung und Betriebsrat - schafft. Allerdings zeigen die diskutierten Beispiele auch, dass einerseits die verbesserten Handlungsmöglichkeiten transnationaler Konzerne im Prozess der Globalisierung zu einer langfristigen Erosion von nationaler Mitbestimmung führen können (nicht müssen) und dass andererseits sinnvolle gesetzliche Rahmenbedingungen für Mitbestimmung nicht notwendig so detailliert sein müssen, wie dies in der deutschen juristischen Tradition bisher der Fall gewesen ist.
Year of publication: |
2000
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---|---|
Authors: | Nage, Bernhard ; Nutzinger, Hans G. |
Published in: |
Homo Oeconomicus. - Institute of SocioEconomics. - Vol. 16.2000, p. 301-332
|
Publisher: |
Institute of SocioEconomics |
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